Donnerstag, 29. August 2013

Filmgenres: Zweiter Auftrag


Zählen Sie mal alle Genres auf, die Sie überhaupt nicht interessieren, am besten mit Beispielen begründet. Darin sollte vor allem zum Ausdruck kommen, was das Genretypische ist, das Sie langweilt oder stört.


Filmgenres: Erste Aufgabe


Die erste Aufgabe lautet:

Versammeln Sie in einem ersten Post (= Eintrag) eine Liste mit ihren zehn liebsten Filmen und rechnen Sie diese jeweils versuchshalber einem Genre zu. Sie können sich dabei an Listen orientieren, die Sie im Netz finden (suchen Sie mal selber danach und posten Sie die Links dazu).
Dabei werden Sie unweigerlich darüber nachdenken, inwiefern diese Filme mit anderen vergleichbar sind, was genretypische Merkmale betrifft, und was die wesentlichsten Dinge sind, die sie von anderen Filmen unterscheiden. Zum Beispiel kann ein Western ja als Komödie daherkommen, z.B. Vier Fäuste für ein Halleluja (1971) – gehen Sie mal auf 1:16 ;) – oder als Parodie, z.B. Tarantinos ›Django Unchained‹ (2012). Schon haben wir es mit drei Möglichkeit oder mehr zu tun:

a) Western
b) Komödie
c) Westernkomödie resp. Westernparodie

Wer für a) ist, muss damit leben, dass ein Klassiker wie ›Once upon a Time in the West‹ (deutsch: Spiel mir das Lied vom Tod, 1968) in die gleiche Genreschachtel kommt wie die Albernheiten von Terence Hill und Bud Spencer.

Wer zu b) neigt, muss dann damit leben, dass solch ein Film zusammen mit ›Hangover‹ in die gleiche Tüte gepackt wird.

Wer sich für c) entscheidet, hat eine Untergruppe generiert, um den Film abzugrenzen.
Hier stellt sich die nächste Frage an: Was, wenn es sich bei dem Film um eine computeranimierte Westernkomödie wie Feivel, der Mauswanderer (Originaltitel: ›An American Tail‹, 1986) handelt? Oder um eine, in der nur Frauen die Hauptrollen spielen wie z.B. Bandidas (2006)?

Filmgenres: Einführung


Bei Wikipedia steht an erster Stelle folgende Definition:

»Unter einem Filmgenre wird eine Gruppe von Filmen verstanden, die unter einem spezifischen Aspekt Gemeinsamkeiten aufweisen. Diese Gemeinsamkeiten können insbesondere in einer bestimmten Erzählform oder Grundstimmung, hinsichtlich des Themas der Handlung oder in historischen oder räumlichen Bezügen bestehen.«

Man kann die Liste der Genres auf mehrere hundert ausdehnen (was nicht der Übersicht dient) oder sinnvoll beschränken auf eine zweistellige Zahl. Hilfreich ist die Überlegung, dass ein bestimmtes Genre ein gewisses »Repertoire konventionalisierter Formen [darstellt] und ein stabiles Verständnis, das sowohl seitens der Produzenten als auch beim Publikum vorhanden ist.« (Wikipedia)

Ziehen wir mal den Vergleich zu einem Restaurant: Wer in ein bestimmtes US-amerikanisches Hamburgerrestaurant geht, will etwas ganz Bestimmtes. Er oder sie wären irritiert, wenn der McFlurry plötzlich nicht mehr wie sonst schmeckt oder der Hamburger andere Zutaten hat als zwei Tage zuvor etc. Denn das ist genau der Grund, wieso jemand in genau dieses Restaurant geht: es soll so schmecken wie immer.

Analog bei Filmen: Wer sich einen Sciencefiction-Film ansieht, erwartet, dass er in der Zukunft spielt, er erwartet ein bestimmtes Maß an technischen Spielereien. Aber er erwartet nicht unbedingt einen Faustkampf. Umgekehrt wird beispielsweise ein Western, in dem keine Pferde vorkommen, wohl von niemandem widerspruchslos dem Westerngenre zugerechnet werden. Ein Western ohne Faustkampf ist auch schon seltsam, aber einer ohne Pferde ist eigentlich kein Western mehr. Dann sitzt mal ›im falschen Film‹.


Zwischenfragen
Darf in einem Western ein Auto vorkommen? Ja? nein? Mit welchen Konsequenzen?
Was, wenn nebst dem Auto auch Pferde vorkommen?
Wie sieht es mit Indianern aus?

Genres haben viel mit Gewohnheit zu tun – und mit dem Markt: Wir Konsument_innen mögen es manchmal, wenn wir wissen, was auf uns zukommt, wenn wir Geld ausgeben für Essen oder einen Film. Und die Produzent_innen mögen es, wenn sie berechnen können, welche Zutaten es braucht, damit das Geld, das sie in ein Menu resp. einen Film stecken, sich wieder auszahlt, d.h. genügend Leute anlocken, die dafür bereit sind Geld auszugeben.

Die meisten Menschen mögen viele unterschiedliche Genres, manche mögen auch experimentieren oder stehen auf crossovers. Sowieso gibt es viele Filme, die sich grenzüberschreitend bei den genretypischen Eigenschaften bedienen.

PS Zur Geschichte der Genres gibt es bei Gelegenheit mal einen Extra-Post. Sie ist eng verbunden mit der Entstehung und Konkurrenz der großen Studios in Hollywood vor einem knappen Jahrhundert.